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Über die MBA Gender-Lücke zwischen Poets und Quants

MBAs sind häufig in zwei Stämme aufgeteilt: In die „Poets“ mit einem liberal-künstlerischen Hintergrund für ihren MBA-Kurs, und in die „Quants“, welche sich eher in das rigorose statistische Wissen vertiefen.

Aber eine neue Studie von Akademikern der Columbia Business School und von INSEAD zeigt, dass man diese Trennlinie auch auf das Geschlecht anwenden kann, wobei Frauen meistens in die Kategorie der Poets und Männer in die Kategorie der Quants fallen.

Diese Trennlinie zwischen Frauen und Männern ist nur eines der Ergebnisse dieser Studie. Die Forscher versuchten auch zu quantifizieren, ob Frauen in MBA-Programmen besser oder schlechter abschneiden als Männer, und welche Faktoren mit einer niedrigeren Leistung verbunden sind. Zu diesem Zweck untersuchten sie Daten aus einem Top-MBA-Programm, einschließlich des studentischen Hintergrunds, der Interessen, Leistungsdaten und der individuellen GMAT-Scores.

In der Umfrage stellten die Forscher fest, dass Frauen schlechter abschnitten als Männer, selbst wenn sie eine umfassende akademische Ausbildung hatten. So lagen die lagen die Noten von Frauen in technischen „Quant“-Klassen wie Finanzen und Statistik um ein Viertelpunkt unter dem amerikanischen Vier-Punkte-Bewertungssystem. Auf der mehr kunstbasierten, „poetischen“ Seite von MBA-Programmen wie dem Marketing und Führung wiederum haben Frauen und Männer die gleichen Noten bekommen. Die Autoren stellten fest, dass die befragten Frauen mehr „poetische“ Interessen zeigten und Männer ein größeres quantitatives Profil an den Tag legen.

Der Leistungsunterschied liegt aber nicht in der mentalen Eignung, sondern in der Konditionierung und den einzelnen Umständen, so zumindest argumentiert Michael Morris, Chavkin-Chang-Professor für Leadership an der Columbia University. An Business Schools bewerben sich fast ebenso viele Frauen wie Männer, aber ein weitaus größerer Anteil der Männer schafft es in die Top-MBA-Programme. Das hat nichts mit Können zu tun. Rund 10% der 100.000 Frauen, die beispielsweise  2013/14 die GMAT-Prüfung ablegten, erreichten eine Punktzahl von über 700, welche in der Regel von den Top-Schools verlangt wird. Wo Frauen aufholen müssen, ist der Bereich der Arbeitserfahrung: Nur 2% hatten vier oder mehr Jahre gearbeitet, eine häufige Voraussetzung an Top-Schools.

So ist es nicht verwunderlich, dass an den besten Business Schools weniger Frauen  studieren. Doch es gibt an allen Business Schools Bedarf an leistungsstarken Frauen, weshalb die Schools weniger akademisch begabte Frauen in die härtesten Programmen aufnehmen und damit riskieren, dass sie im Unterricht hinter den Leistungen ihrer männlichen Kollegen zurück bleiben.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist das Verhalten. Manche Frauen, die an einer School aufgenommen wurden, nehmen in einigen Klassen nicht so aktiv am Unterricht teil wie Männer. Das ist jedoch entscheidend, um möglichst viel von vom Lehrinhalt in einem MBA-Programm zu profitieren. Die Autoren fanden zudem heraus, dass Frauen weniger durchsetzungsfähig waren und in Quant-Kursen weniger Fragen stellten. Dies könnte daran liegen, dass gesellschaftliche Geschlechtsnormen sie davon abhalten, in Klassen zu sprechen, in denen sie weniger gut informiert sind. So tragen Interessen-, Hintergrund- und Geschlechternormen zu einer Viertelpunktsdifferenz bei.

Dieses Ergebnis zeigt vor allem dann seine Wirkung, wenn man bedenkt, dass die Arbeitskräfte-Pipeline für Top-Führungsjobs von den besten Schools stammt und in der Folge Frauen in den oberen Geschäftsbereichen unterrepräsentiert sind: Nur 15% der Führungskräfte sind Frauen und auf der Geschäftsführungsebene sind es sogar nur 5%.

Michael Morris meint dazu, dass es vermehrt Sponsorings von Frauen geben sollte, die technische Abschlüsse in MBA-Programmen absolvieren und auch eine bessere Ausbildung an den MBA-Fakultäten würde sich positiv auswirken. Insgesamt sind vielfältige Reformen auf mehreren Ebenen erforderlich, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und auf diese Weise die aktuell bestehende Teilung der Poets und Quants zu überbrücken.

 

Text- und Bild-Quelle: www.economist.com