Ein Studium im Ausland am Beispiel von Finnland

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Das Studium im Ausland wie beispielsweise im hohen Norden, hat neben interessanten kulturellen und landschaftlichen Reizen einen vorrangig großen Pluspunkt. Das finnische Bildungssystem zählt nämlich zu den besten weltweit und Finnlands Hochschulsystem erwies sich auch in verschiedensten Studien stets als vorbildlich.

Kein Wunder, dass dieser hervorragende Ruf des finnischen Bildungswesens jedes Jahr viele neue Lernwillige in den Norden führt. In den dortigen Bildungsinstituten genießen sie ein besonders internationales Flair, das von vielfältigen Einflüssen geprägt ist. Vor allem bei deutschen Studierenden findet sich Finnland oftmals in der engeren Auswahl bei der Entscheidung für ein Auslandssemester. Umgekehrt zählt Deutschland wiederum zu den beliebtesten Studienländern unter den finnischen Studieninteressierten.

University of Vaasa

Das finnische Universitäts-Netz bedeckt das ganze Land bis in den nördlichsten von Lappland und an ihren Einrichtungen bilden sich zirka 60 Prozent ausländische Studierende weiter. Unter den Universitäten gibt es 10 multidisziplinäre Universitäten, 3 technische Universitäten, 3 Wirtschaftsuniversitäten wie etwa die University of Vaasa und 4 Kunstuniversitäten. Zusätzlich gibt es eine eigene Militärhochschule, deren Aufgabe die Ausbildung des Militärsektors auf höchster Ebene ist – sie wird aber nicht durch das Unterrichtsministerium verwaltet.

Allgemeine Infos zum Studium in Finnland

Wie in Deutschland besteht das akademische Jahr in Finnland aus zwei Semestern, welche jedoch durch eine jeweils einwöchige Pause wiederum in zwei Teile untergliedert sind. Vorlesungen und Übungen in finnischen Hochschulen werden in der Regel mit einer Prüfung oder Evaluation abgeschlossen, deren Formen mit den Lehrenden individuell abgesprochen werden können. Mögliche Alternativen sind in den betreffenden Modul-Beschreibungen erläutert. Die Bewertung der studentischen Arbeiten erfolgt durch ein Notensystem (0-5) oder nach einer Skala (“bestanden/nicht bestanden“). Als Grenze zwischen “bestanden“ und “nicht bestanden“ wird ein Niveau herangezogen, welches auf der numerischen Skala der Note 3 entspricht.

Da in Finnland sowohl Finnisch als auch Schwedisch als Amtssprachen genutzt werden, ist beinahe alles zweisprachig oder – mit Englisch – sogar dreisprachig ausgezeichnet. Im finnischen Bildungssystem wird allgemein sehr viel Wert auf den Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen gelegt.

Studierende sind angehalten, jegliche Wissenschaftsliteratur im Original zu lesen, darum verfügen die jeweiligen Hochschulbibliotheken immer auch über einen Vorrat an deutschsprachiger Literatur. In Helsinki gibt es darüber hinaus eine Deutsche Bibliothek und das lokale Goethe-Institut bietet zudem Lesungen oder Kinovorführungen in deutscher Sprache, welche für Studierende vielfach kostenlos sind.

Nichtsdestotrotz sollte man vielleicht die Teilnahme an einem der von den Hochschulen angebotenen Sprachkurse für ausländische Studierende in Betracht ziehen. Für einen solchen Sprachkurs werden obendrein Kreditpunkte (ECTS-Punkte) anerkannt. Diese Punkte gibt es sogar für die „Orientierungskurse für ausländische Studierende“ am Anfang jeden Semesters. An der Universität Helsinki dauert der „orientation course for foreign students“ eine volle Woche. Er enthält sämtliche wichtigen Informationen zum Studium und Leben in Finnland sowie die Möglichkeit, andere neue Austauschstudentinnen und -studenten kennen zu lernen. Für die Teilnahme an diesem Kurs bekommt man 2 ECTS-Punkte.

Im Rahmen dieses Kurses werden Nachmittagsaktivitäten veranstaltet, die in Tutoren-Gruppen organisiert sind. An jeder finnischen Hochschule gibt es Studierenden der unterschiedlichsten Herkunft, so dass man nicht nur auf Finnen und andere Deutsche, sondern auch Kommilitoninnen und Kommilitonen von unter anderem dänischer, afrikanischer, türkischer oder chilenischer Herkunft trifft.

Lebenshaltungskosten inklusive Wohnen in Finnland

Der Lebensunterhalt in Finnland liegt basierend auf den Erfahrungen von ausländischen Studentinnen und Studenten bei etwa 800 Euro. Besonders Getränke (und dabei vor allem Alkohol) sowie auch die Preise in Restaurants und Hotels sind genauso wie die Mieten deutlich höher als in Deutschland. In den zentral verwalteten Mensen, die hier Unicafes (www.unicafe.fi) heißen, gibt es jedoch subventioniertes Essen ab 3,00 Euro. Das ist insofern beachtlich preiswert, da beispielsweise ein kleines Menü bei finnischen Burger-Fastfood-Ketten mindestens 9,-Euro kostet.

Wer sich auf Zimmersuche befindet, der kann sich dazu an die jeweiligen Studierendenorganisationen wenden, die gerne bei der Suche helfen. Nützliche Infos findet man bei der zentralen „Foundation for student housing in the Helsinki region“ (=HOAS, siehe www.hoas.fi). Dort werden dutzende verschiedene Wohnheimplätze in allen Preiskategorien angeboten. Wer im Rahmen eines Austauschprogramms studiert, der bekommt normalerweise automatisch ein Zimmerangebot. Der Preis eines solchen Wohnheimplatzes liegt -je nach Wunsch und Angebot – zwischen 200,- und 600,- Euro liegen.

Im Semesterbeitrag ist die studentische Krankenversicherung übrigens in der Regel mit inbegriffen. Diese umfasst zwar nicht jede Arztleistung (so gibt es bspw. im Healthcare-System der Universität Helsinki keinen Augenarzt), sie deckt jedoch die wesentlichen Arztleistungen ab. ERASMUS-Studentinnen und -studenten wird der Semesterbeitrag von ihrer Heimathochschule beglichen.

Als Mitglied der Europäischen Union bietet Finnland ohne Aufpreis oder sonstige monetäre Leistungen eine so genannte „European Health Insurance Card“ (EHIC). Diese Card kann man bei der eigenen Krankenkasse beantragen und mit ihr stehen jedem Besitzer die gleichen Gesundheitsleistungen zu wie in ihrem Heimatland. Bei der Deutschen Botschaft Helsinki bekommt man übrigens auf Anfrage eine Liste deutschsprachiger Ärzte.

Wissenswertes zu Stipendien, Erasmus und ISIC

Viele finnische Universitäten verfügen über bilaterale Abkommen oder nehmen am ERASMUS-Programm teil. Trotzdem kann man auch ohne ein solches Austauschprogramm nach Finnland kommen und als so genannter „free mover“ bzw. „visiting student“ diverse Privilegien genießen, da man dadurch an viel weniger Bedingungen der Heimathochschule gebunden ist. So muss man weniger ECTS-Punkte sammeln und man hat, da man selbst für die „Organisation“ des Studienaufenthaltes (inklusive Einschreibung und Zimmersuche) zuständig ist, etwas mehr Möglichkeiten, die Preisklasse, Wohngegend und Mitbewohnersituation im Wohnheim zu beeinflussen (im Vergleich zur Nutzung eines speziellen „Programms“).

Stipendiaten eines der deutschen Studienwerke (von Konrad-Adenauer– bis Rosa-Luxemburg-Stiftung) können dort einen Antrag auf „Auslandszuschlag“ stellen und bekommen so die Chance, auch ohne Teilnahme an konkreten Programmen bis zu einem Jahr ins Ausland zu gehen. Deutsche Studierende, die Anspruch auf BAFÖG haben, können adäquat hierzu Auslands-BAFÖG beantragen.

In der Helsinki-Region ist für Vollzeit-Studierende das Mitführen einer International Student Identity Card (ISIC) sehr empfehlenswert. Mit dieser gibt es in zum Beispiel in verschiedenen Cafés bis zu einem Euro Rabatt für Heißgetränke.

Das Erasmus Student Network (ESN) steht sogenannten „free movern“ genauso wie ERASMUS-Studenten offen. Es bietet fast wöchentlich Treffen und/oder Parties an, organisiert Exkursionen und bietet gelegentliche Rabattierungen bei den sonst so teuren Alkoholika.

Wessen Stipendium oder Studiengeld nicht ausreicht oder wer sich gegen eventuell problematische Vorkommnisse ein kleines Polster zulegen möchte, der kann für die Zeit des Auslandsaufenthaltes einen Bildungskredit beantragen, welcher in aller Regel auch gewährt wird.

Abschließend lässt sich feststellen, dass ein Studium in Finnland 3 grundsätzliche Vorteile bietet:

  • Erfahrungswerte, die kein Buch vermitteln kann
  • den Genuss eines vorbildlichen Hochschulsystems
  • die Erweiterung des deutschen Arbeitsmarktes um den finnischen

 

 

Links zu weiteren Informationen

 

 

Text-Quellen: www.studieren-in-finnland.de, www.studis-online.de

Bild-Quelle: www.emons.de; www.mba.de/school/university-vaasa