Wie man sich mit einem Studium vor Arbeitslosigkeit schützen kann

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Blog 65_Wie man sich mit einem Studium vor Arbeitslosigkeit schützt_180316Alexander Kubis, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, hat in einem Interview mit Zeit Online die vielfältigsten Fragen zu dieser Thematik beantwortet.

Wer sich nach dem Studium ins Berufsleben stürzen möchte, der wird feststellen, dass im Lebenslauf besonders die harten Fakten zählen wie zum Beispiel die Abschlussnote und alle für die individuelle Bewerbung relevanten Praktikumszeugnisse. Je besser die ausfallen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Wenn es so weit kommt, dann spielen aber auch die weichen Faktoren eine Rolle. Dazu gehört etwa wie selbstbewusst man sich präsentiert und wie gut man kommunizieren kann.

Wie wichtig sind Auslandsaufenthalte?

In vielen Fällen sind die während eines Studiums absolvierten Aufenthalte im nahen und fernen Ausland für die persönliche Entwicklung wichtiger als dass sie den Start ins Berufsleben beeinflussen. Ein Auslandsaufenthalt kann jedoch dann entscheidend sein, wenn man eine Stelle anstrebt, bei welchem Erfahrung im Ausland explizit erwünscht ist – beispielsweise, wenn man bei der Jobausübung an einem internationalen Projekt arbeitet.

Welche Jobperspektiven haben die Absolventinnen und Absolventen?

Grundsätzlich haben es Master-Absolventinnen und -Absolventen am Arbeitsmarkt leichter als jene, die über einen Bachelor-Abschluss verfügen. Darüber hinaus sind derzeit weibliche und männliche Ingenieure und Informatiker gefragter und finden dadurch schneller und einfacher einen Arbeitsplatz etwa im Bereich der Sprach- und Kulturwissenschaft. Natürlich gibt es immer wieder auch Ausnahmen und deshalb kann man unabhängig vom jeweils gewählten Studium von folgender Regel ausgehen: Wer studiert, der schützt sich damit vor Arbeitslosigkeit. Warum? Weil unter den Akademikerinnen und Akademikern die Arbeitslosenquote bei durchschnittlich 2,5 Prozent liegt. Dabei ist aber anzumerken, dass nicht jedes erfolgreich abgeschlossene Studium später den gleichen Ertrag einbringt. So können zum Beispiel die Lohnunterschiede sehr unterschiedlich ausfallen – unabhängig davon, welche Fächergruppe oder welches Fach man absolviert hat.

In welchem Fachgebiet verdient man besonders gut?

Betrachtet man die durchschnittlichen Gehälter, so haben Ingenieure die höchsten Einstiegsgehälter und Sprach- sowie Kulturwissenschaftler das niedrigste monatliche Einkommen. Doch auch in Bezug auf das Gehalt gibt es Einzelfälle bei denen die Bezahlung ganz anders ausfällt. Es zeigt sich, dass nicht nur das Studienfach eine wichtige Position einnimmt, es kommt auch auf andere Faktoren an, wie etwa die Branche und den Unternehmensstandort. Wer sich für einen Job in der Pharmaindustrie interessiert, der wird höchstwahrscheinlich mehr verdienen als in der Kreativwirtschaft und im Westen wird es ein höheres Gehalt geben als im Osten. Die Gehaltsunterscheide können dabei monatlich einige Hundert Euro betragen.

Wovon hängt die Jobzufriedenheit ab?

Wer eine adäquate Beschäftigung findet, sprich einen Beruf, der zur individuellen akademischen Qualifikation passt, der ist meistens auch zufriedener mit seiner Arbeit. In manchen Fachrichtungen tun sich die Absolventinnen und Absolventen jedoch schwerer als in anderen. So sind rund ein Viertel der Sprach- und Kulturwissenschaftler wenig oder gar nicht zufrieden, was damit zu tun hat, dass interessante Jobs zum Beispiel in Museen oder in Verlagen, eher rar gesät sind. Doch auch unter den Wirtschaftswissenschaftlern gibt es viele,  deren Arbeit nicht ihren Erwartungen und ihrer Qualifikation entspricht.

Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen haben oft eine besonders hohe Jobzufriedenheit, da sie zu Beginn ihres Berufslebens im Regelfall eine sehr realistische Vorstellung von der Arbeitswelt haben, die sie erwartet. Überdurchschnittlich zufrieden sind außerdem Techniker und Naturwissenschaftler sind. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass es in diesen Fachbereichen eine starke Nachfrage nach Absolventinnen sowie Absolventen gibt und dass das Studium die zukünftigen Berufsperspektiven stark beeinflusst. Wenn man beispielsweise Ingenieurwissenschaften studiert, dann erweist sich der berufliche Weg als klarer vordefiniert als etwa bei einem Germanist- oder Historik-Studium.

Soll man also etwas mit Technik oder Naturwissenschaften studieren, um gut zu verdienen und eher zufrieden zu sein?

Die Antwort darauf ist relativ klar:  Wenn einen Studieninteressierten eine dieser Fachrichtungen interessiert und sie ihm liegt,  dann lautet sie „Ja“. Keinesfalls jedoch sollte die Studienfachwahl nur vom Arbeitsmarkt abhängig gemacht werden. Es bringt absolut gar nichts, wenn man ein Studium beginnt, dass nicht der eigenen Neigung entspricht. Persönliches Interesse an einem bestimmten Fach macht es um ein Vielfaches leichter, ein Studium mit Erfolg zu absolvieren und im Anschluss daran einen Job zu finden, in dem man sich auch wirklich wohlfühlt.

Wie wird wohl der Arbeitsmarkt in drei bis fünf Jahren aussehen?

Derzeit sind vermehrt Akademiker aus dem Gesundheitsbereich sowie aus technischen Berufsfeldern sehr gefragt du dies wird sich in den nächsten Jahren wohl kaum rapide verändern. In manchen Berufsgruppen wird es aus demografischen Gründen möglicherweise  einen höheren Bedarf geben. Was Ärzte und Apotheker anbetrifft, so wird sich in den nächsten zehn Jahren jeder Vierte von ihnen in den Ruhestand begeben und bei den Lehrern sieht es ähnlich aus, wobei man hier beachten muss, dass auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler abnimmt. Mit einem Blick auf diese Beispiele sieht man, dass es viele Faktoren gibt, welche die langfristige Prognose zur Arbeitsmarktentwicklung von vielfältigen Faktoren abhängen und deshalb immer eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf eine aussagekräftige Prognose besteht.

 

Text-Quelle: www.zeit.de

Bild-Quelle: Pixabay